War der Tag nicht dein Freund, so war er dein Lehrer

Wir alle kennen doch solche Tage. Tage an denen nicht alles so gelaufen ist, wie wir uns vorgestellt haben, wir vielleicht sogar Misserfolge verzeichnen mussten. Dann wünschen wir uns oft am Ende eines solchen Tages, dass dieser Tag am besten gleich vergessen ist und der nächste hoffentlich besser wird. Und wir versuchen vielleicht sogar diesen Tag aus unseren Gedanken zu streichen....

Doch die Erfahrung zeigt uns, dass diese Tage nicht einfach aus unserem Bewusstsein verschwinden. Und die Frage bleibt: „Was mach ich aus den Erkenntnissen dieses miesen Tages?“. Tatsache ist: Wenn der Tag nicht dein Freund gewesen ist, dann war er zumindest ein Lehrer! Doch was wollte mich der miese Tag lehren. Hier ist es zunächst mal wichtig, die Sache ganz neutral zu betrachten. Was genau ist passiert. Waren die schrecklichen Dinge tatsächlich so schrecklich, oder waren sie nur in meinem Kopf so schrecklich? Wie hat sich die schreckliche Situation angefühlt? Was verbinde ich mit diesem Gefühl, oder vielleicht sind es ja mehrere Gefühle? Erinnert mit dieses Gefühl an schon mal gemachte Erfahrungen? – Wahrscheinlich. Habe ich mich diesem Gefühl schon gestellt, das heißt habe ich dem Gefühl Raum gegeben, um sich auszuleben? – Wahrscheinlich nicht, denn sonst wäre das erneut aufgetauchte Gefühl nicht so schrecklich für mich.

Wenn das auch bei dir hin und wieder so zutrifft, was kannst du tun?

Mein Tipp wäre, dass du genau diese schreckliche Situation des miesen Tages nutzt, um in das auftauchende Gefühl einzutauchen. Denn schrecklich wird es erst, wenn du versuchst das Gefühl wegzuschieben oder zu unterdrücken, denn dann lodert es im Untergrund ständig weiter bis zum nächsten Ausbruch, weil es an der Oberfläche nicht „verbrennen“ kann. Wie kannst du nun Eintauchen in das Gefühl. Da du das Gefühl nun schon mal beiseite geschoben hast, musst du im Nachhinein das Gefühl zunächst einladen wieder hoch zu kommen. Dazu kannst du dich wieder in die genannte schreckliche Situation hineindenken und hineinfühlen. Stell dir vor es passiert jetzt gerade. Und wenn du gerade in diesem Gefühl drinnen bist, dann geh diesmal weiter als je zuvor. Versuche es sogar noch zu verstärken und wenn du der Meinung bist jetzt ist das Gefühl am Höhepunkt angelangt, dann spiele mit der Situation und dem Gefühl. Frage dich, was Schlimmes passieren kann, wenn der Zustand und das Gefühl anhält. Und dann geht weiter. Stell dir vor, dieses Schlimme ist eingetreten, wie würdest du dich dann fühlen und was wäre dann das Schlimmste was geschehen kann. Und dann geh wieder weiter und noch weiter. Frage dich immer wieder: Was ist das Schlimmste was nun geschehen könnte?

Und du wirst merken, dass das Gefühl mit einigen Fragen eigentlich nicht stärker wird und es dich schon gar nicht umbringt (was ja ursprünglich deine unbewusste Angst war, warum du es nicht ausgelebt hast), sondern dass das Gefühl schwächer wird, weil es sich ausleben durfte, bis es schließlich verschwindet oder zumindest bedeutungslos wird.

Und wenn du das nächste Mal in eine ähnliche Situation kommst, die wieder dieses Gefühl auslösen wird, hast du nun andere Voraussetzungen, denn du weißt, dass das Gefühl dich nicht umbringen wird und du hast somit keine Angst mehr davor. Somit wird es erstens gar nicht mehr so intensiv auftreten und zweitens bist du nun in der Lage das Gefühl auszuleben und dadurch wird auch die Situation gar nicht so schrecklich sein.

Denn Situationen sind was sie sind. Gefühle sind was sie sind. Situation kommen und gehen. Damit verbundene Gefühle kommen und gehen. Je weniger du damit machst (also nicht wegschieben und nicht unterdrücken), desto weniger haften sie an dir an, weil das Gefühl wieder schneller gehen kann, da ja keine Gegenwehr gegen das Gefühl da ist.

Wenn du das ein paar Mal praktiziert hast (versuch es vielleicht zunächst mal mit nicht ganz so schrecklichen Situationen und Gefühlen), wirst du erkennen, dass miese Tage wie ein Lehrer sind, weil sie dir die Chance geben dich von beklemmenden Gefühlen zu befreien.

 

Namaste

Anutosho

Kommentar schreiben

Kommentare: 0