Loslassen und fallen!

Loslassen ist ja ein Begriff den man heute in spirituellen Kreisen an jeder zweiten Ecke hört. Du musst einfach nur loslassen um frei zu werden. Wenn es doch nur so einfach wäre, dann wären wir doch bestimmt alle schon frei, oder? Prinzipiell ist die Aussage zwar richtig, dass es nur dem Loslassen bedarf um Freiheit zu erlangen. Doch wie kann ich mich dazu bringen loszulassen und was ist eigentlich genau damit gemeint? …

Viele meinen damit das Loslassen von materieller Abhängigkeit, wodurch du auf gewisse Art und Weise dein Gefängnis verlassen kannst, in dem du vielleicht lebst, weil du dich durch den Erhalt der materiellen Güter in gewisse Abhängigkeiten hinein begeben hast. Andere meinen mit Loslassen das Loslassen von inneren Bindungen zu anderen, wodurch du damit auch einen gewissen Grad an Freiheit erlangen kannst, indem du lernst nicht nur nichts besitzen zu müssen, sondern auch niemanden besitzen zu müssen. Durch das Loslassen von anderen wirst du dann selbst dein bester Freund und Weggefährte, auf den du immer zählen kannst. Und wenn du andere losgelassen hast, dann werden sie dich begleiten oder auch nicht, aber das spielt dann für dich keine Rolle mehr, und das ist mit dieser Freiheit gemeint.

Aber es gibt da noch eine tiefere Form des Loslassens, nämlich das Loslassen der Gefühle. Oft ist es ja so, dass wir unbewusst gewisse Gefühle gar nicht hochkommen lassen. Das kannst du gut bemerken, wenn es dir zum Beispiel schwer fällt in den Bauch zu atmen, oder wenn du feststellst, dass deine Kiefermuskeln verspannt sind. Das sind typische Anzeichen dafür, dass Gefühle nicht ausgelebt werden können. Gerade in unserer westlichen Kultur ist dieser Umstand sehr verbreitet, da uns von klein an beigebracht wurde, dass es sich nicht gehört seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Man hat sich zu beherrschen, sich unter Kontrolle zu halten. Und darin sind wir in unserer westlichen Kultur leider wirklich gut geworden. Und mit dem Loslassen ist diese Verkrampfung gemeint, die uns oftmals daran hindert unsere Gefühle zu leben. Da wir oft jahrelang solche Gefühle unterdrücken, haben wir uns auch mit diesen Gefühlsverdrängungen identifiziert, und daher können wir unser Ego niemals vollständig erlösen, wenn wir nicht auch diese unterdrückten Gefühle ausleben können. Erst wenn diese zum Vorschein kommen dürfen und dadurch transformiert werden können, können wir uns auch von der Ego-Identifizierung lösen und mit Hingabe in die Gnade des Augenblickes fallen. Das ist es was schlussendlich mit dem Loslassen eigentlich gemeint ist.

Doch wir bringt man sich dazu solche Muster der Gefühlsunterdrückung aufzulösen? Es kann sein, dass sich das durch eine spirituelle Erfahrung von Jetzt auf Gleich einstellt, aber das ist eher selten der Fall und wenn es doch eintritt eine unendliche Gnade. Meist ist es wie mit vielem im Leben, dass man sich da herantasten muss. Und das bedeutet es sich mit gewissen Methoden und Übungen zum Mindsetting selbst beizubringen oder durch jemanden zu lernen, denn mehr ist es eigentlich nicht. Es ist die innere, anerzogene Einstellung zum Umgang mit Gefühlen, die jeder für sich im Kopf fallen lassen muss, um in die Gnade des Augenblicks fallen zu können. Doch das kann lange, lange dauern, also verzweifle nicht, wenn du dieses letzte Loslassen noch nicht vollbringen kannst. Denn so oft ist ja der Weg das Ziel. Die Erfahrungen, die du auf diesem Weg zum letzten Loslassen hin machst, kann dir schließlich auch keiner mehr nehmen. Oft sind es ja auch gerade diese Erfahrungen auf dem Weg, die das Leben so geschmackvoll machen. (Und jede Erfahrung, die du machst, musstest du sowieso machen, damit du zum Schluss bereit bist, um in das Himmelreich Gottes, in das Paradies, eintreten zu können – und damit ist natürlich das Eintreten in den egolosen, raum- und zeitlosen Zustand gemeint). Und wenn es dich vielleicht tröstet, ich selbst habe ihn auch noch nicht geschafft, doch ich weiß, dass es sich lohnen wird und dass der friedvolle Zustand nach diesem Loslassen mit nichts vergleichbar sein wird. Es ist für mich ein Wissen, ja ich kann es zu bestimmten Zeiten förmlich spüren, dass das bedingungslose Verweilen des Seins im Augenblick die Kröne der Schöpfung sein wird.

 

Namaste 

Anutosho

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