Schon im Wort Enttäuschung steckt ja der eigentliche Kern. Es ist das Ende einer Täuschung. Das heißt wir müssten uns eigentlich befreit fühlen, weil uns die Wahrheit offenbart wurde, aber trotzdem fühlen wir uns nicht frei, sondern ganz im Gegenteil. Wir fühlen uns mies. Und der Grund für dieses Mies-Fühlen liegt darin, dass wir uns nicht der neuen Wahrheit erschließen wollen (zumindest vorerst), sondern wir halten zuerst mal an unserem bisherigen Weltbild, unseren Vorstellungen fest, und da die nun offenbarte Wahrheit nicht mit diesen übereinstimmt, fühlen wir uns mies. Doch eigentlich zeigt uns jede Enttäuschung nur auf, dass wir bis jetzt „auf dem falschen Dampfer“ waren und die Erkenntnis der Enttäuschung bietet uns die Möglichkeit den falschen Dampfer zu verlassen. Enttäuschung ist immer unmittelbar mit Wahrheitserkennung gekoppelt!

Doch wie leicht dir das fällt, den falschen Dampfer zu verlassen, hängt wiederum davon ab, wie stark dein Ego ausgeprägt ist, denn ein starkes Ego will immer Recht haben, soll heißen, das Ego will nicht wahrhaben am falschen Dampfer unterwegs zu sein. Anstatt zu akzeptieren und los zulassen passiert nun folgendes: Krampfhaft wird das falsche Bild, das man vor der Enttäuschung offenbar hatte, versucht zu verteidigen. Man will den anderen zur Umkehr bewegen, sein Verhalten wieder dem falschen Bild anzupassen, doch dass das nicht funktioniert haben wir auch schon oft genug schmerzlich erfahren müssen.

Was also bleibt ist die Enttäuschung nicht als Problem, sondern als Chance wahrzunehmen. Wenn dir das gelingt kannst du unmittelbar mit jeder Enttäuschung, die dir widerfährt, reifen.  Denn eines ist auch klar. Die meisten Anschauungen und Vorstellungen, die wir haben entsprechen nicht der eigentlichen Wahrheit, sondern lediglich unseren Konzepten in unserem Kopf. Schon im Wort Vorstellung steckt die Botschaft dahinter, dass sich etwas vor die Wahrheit stellt. Erst wenn du dich frei machen kannst von deinen alt eingesessenen Anschauungen und Vorstellungen, also von deinen Konzepten, wirst du frei sein. Und jede Enttäuschung ist dabei eine willkommene, denn sie zeigt dir diese Konzepte in deinem Kopf auf. Denn nichts ist so wie es scheint.

Du kannst dich also selbst enttäuschen oder warten bis es andere tun. Doch die Selbst-Ent-Täuschung ist die schonendere Variante, das ist dir sicher auch klar. Also möchte ich dich ermutigen dir deine Konzepte näher anzuschauen. Woran glaubst du in Bezug auf Liebe, Job, Freunden, Gesellschaft, Politik, den eigenen Kindern u.s.w.? Mach dir das einmal bewusst, schreib es dir auf, beschreibe deine Vorstellungen so genau wie möglich. Und dann, eventuell einen Tag danach, schau es dir an. Ist das wirklich wahr oder ist das nur ein Wunschdenken von dir? Lass dich wirklich ganz auf diese Frage ein. Frage dich nicht nur im Gedanken, sondern frage dich auch mit deinem Gefühl. Welches Gefühl vermittelt dir diese Vorstellung (dieses Wunschdenken)? Beginne zunächst mal mit nicht so tragischen Dingen, damit auch dieser Prozess der Selbst-Ent-Täuschung in dir reifen kann. Und du wirst sehen, wie du mit jeder Enttäuschung freier wirst, weil du nicht mehr an den Vorstellungen festhalten musst, weil du dann frei bist für alle Möglichkeiten, die das Leben bietet. Und jede Möglichkeit ist eine gute, wenn du sie ohne Vorstellung betrachten kannst. Dann bist du auf den Weg zu Freiheit und zu inneren Frieden.

Ich wünsche dir also viele Enttäuschungen. Denn nicht das LEBEN enttäuscht uns, sondern unser Glaube an falsche Wirklichkeiten.

Namaste

Anutosho